Schwangerschaft

Helene, *1969, PMF seit 1995

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Nach fast zehn Jahren kam der Kinderwunsch auf

Im Oktober 1994 wurde bei mir zunächst eine ET diagnostiziert, die wahrscheinlich schon da eine Frühform der PMF war. Erst nach einem Arztwechsel im Dezember 1995 stand fest, dass es sich um eine PMF (früher war die Bezeichnung OMF) handelte. Seit Anfang 1996 nahm ich täglich wegen der PMF die folgenden Medikamente ein: Litalir, Zyloric und Colchicum. Mir ging es ausgesprochen gut damit. Keine Nebenwirkungen und auch keine Beschwerden, die von der Erkrankung ausgelöst werden. Ich war beruflich und sportlich voll leistungsfähig.

Anfang des Jahres 2004, da kannte ich das MPN-Netzwerk noch nicht, kam bei uns der Kinderwunsch auf.

Vor dem Schwangerwerden zur Genetischen Beratung

Ein halbes Jahr vor dem Eintritt der Schwangerschaft nahm ich mit meinem Mann eine genetische Beratung in Anspruch. Während des Gesprächs wurde mir angeraten, Litalir rechtzeitig vor der Empfängnis abzusetzen. Die beiden anderen Medikamente hatte ich überwiegend in Verbindung mit Litalir eingenommen und die Präparate waren für meine damals „nur“ zu hohen Thrombozyten nicht entscheidend. Daher war hier bei einer Unterbrechung der Einnahme nicht mit Komplikationen zu rechnen.

Litalir vor der Schwangerschaft abgesetzt

Die Absetzung der Medikamente wurde einen Monat vor der Schwangerschaft eingeleitet. Alle paar Tage hatte ich eine ASS genommen, um das körperliche Wohlbefinden zu erhalten. Von August bis Ende September 2004 machten sich an manchen Tagen starke Milzschmerzen bemerkbar. Vermutlich hatte das Volumen der Milz bei der Erhöhung der Thrombozyten stetig zugenommen. Die Milzgröße wurde in diesem Zeitabschnitt nicht gemessen.

Im Oktober 2004 wurde die Schwangerschaft (6. Woche) bestätigt. Die wenigen ASS setzte ich sofort ab. Die Milzschmerzen reduzierten sich.

Thrombozyten-Werte sanken in der Schwangerschaft

In den ersten zwei bis drei Monaten war ich nach der Arbeit oft sehr müde und mein Appetit steigerte sich. Übelkeit trat nie auf. Das führte ich aber nicht auf die PMF zurück und hielt es eher für gewöhnliche Symptome während der Schwangerschaft.

Mein körperliches Wohlbefinden verbesserte sich im Laufe der Zeit. Die unten aufgeführten Thrombozyten-Werte bestätigten meine Verfassung.

Die Thrombos lagen unter Litalir immer zwischen 300.000 und 400.000.
Hier die Thrombo-Werte vor und während der Schwangerschaft:

29.09.2004 = 546.000 (Anstieg, weil kein Litalir)
04.11.2004 = 485.000
16.12.2004 = 243.000
12.01.2005 = 237.000
15.02.2005 = 198.000
12.04.2005 = 239.000
31.05.2005 = 180.000

Hämatologe und Frauenärztin betreuten parallel

In der ganzen Zeit hatten mich mein Hämatologe und meine Frauenärztin betreut. Ein direkter Austausch zwischen den beiden fand aufgrund des guten Blutbildes und der normalen Schwangerschaft nicht statt.
Die Vorbehandlungen und die Geburt verliefen auf PMF bezogen komplikationslos.

Sechs Monate ohne Medikamente gestillt

Wegen der Stillzeit nahm ich bis Ende Dezember 2004 auch weiterhin keine Medikamente ein. Schon einen Monat nach der Entbindung Ende Juni 2005 waren die Thrombozyten wieder bei 499.000.

Mitte Dezember waren sie bei 789.000. Da meinte mein Hämatologe, dass ich bald wieder mit der Therapie (Medikamente) anfangen sollte. Es war schade, dass ich mit dem Stillen aufhören musste. Meine Tochter und ich waren so ein eingespieltes Team.

Mut, Zuversicht und gute Vorbereitung entscheidend

Ich hatte noch einen Plan B, wenn die Thrombozyten während der Schwangerschaft ohne Medikamente nicht runtergegangen wären: Die hohe Anzahl der Thrombozyten hätte durch eine Thrombozytapherese unter Kontrolle gehalten werden können. Bei diesem Verfahren wären die vielen Thrombos ca. alle 10 bis 14 Tage „herausgefiltert“ worden. Vielleicht gibt es jetzt nach 18 Jahren auch noch andere Verfahren zur Senkung der Blutwerte ohne Medikation.

Zu beachten wäre aus meiner Sicht:

  1. Mit Mut und Zuversicht an die Sache ranzugehen und sich nicht negativ beeinflussen zu lassen und
  2. Eine gute Vorbereitung schon einige Zeit vor dem Kinderwunsch.