Schwangerschaft

Nadine, *1971, PMF seit 2007

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Zufallsdiagnose

Beim „Check Up 35“ stellte meine Hausärztin erhöhte Thrombozyten fest. Sie tippte auf einen Laborfehler und meinte, es reicht, wenn wir das in einem halben Jahr nochmal checken. In der Zwischenzeit habe ich – völlig unabhängig davon – die Pille abgesetzt. Als dann in der Kontrolluntersuchung die Thrombos sogar noch gestiegen waren, hat meine Ärztin mich an die Hämatologie überwiesen. Dort stand nach dem gründlichen Untersuchungsprogramm inklusive Knochenmarkpunktion und Ultraschall der Milz die Diagnose fest: Osteomyelofibrose im präfibrotischen Stadium – heute würde man präPMF sagen.

Langer Weg zur Schwangerschaft

Da ich keine wirklichen Symptome hatte, wurde ich zunächst nicht behandelt, sondern musste nur zur Kontrolle. Zum Kinderwunsch wurde mir gesagt, das sei kein Problem. Im Internet bin ich auch auf Erfahrungsberichte aus dem MPN-Netzwerk gestoßen, die das bestätigt haben. Eingetreten bin ich da allerdings noch nicht ins Netzwerk (warum, weiß ich selbst nicht mehr). Nach ein paar Monaten bekam ich heftige Migräneanfälle, und daraufhin riet mir der behandelnde Hämatologe dringend, nun mit Medikamenten zu starten.

Da ich ja schwanger werden wollte, kam nur Interferon in Frage. Ich fing also an, dreimal wöchentlich Interferon zu spritzen. Die erste Spritze hatte zwar heftig Nebenwirkungen, aber dann vertrug ich es ganz gut. Noch ein paar Monate später fing ich an, immer müder und erschöpfter zu werden. An Wochenenden konnte ich locker 12 Stunden schlafen, war aber trotzdem immer müde. Zum Glück kam eine Ärztin auf die Idee, die Schilddrüse zu kontrollieren. Sie sagte dann, bei den Hormonwerten sei es kein Wunder, dass ich nicht schwanger werde. Als es dann endlich „klappte“, hatte ich schon über ein Jahr Interferon gespritzt; die Thrombos waren aber in der ganzen Zeit zwischen 500.000 und 600.000, also nicht bis in den Normbereich gesenkt, und ich habe auch kein ASS oder andere Blutverdünner genommen.

Schwangerschaftsverlauf

Meine Frauenärztin hat mich gleich an die Risikosprechstunde in der Uniklinik überwiesen, wo man sich zwar mit der PMF auch nicht auskannte (denn es war eine Immunsprechstunde), aber die Hämatologen in Reichweite hatte. Blutkontrollen gab es nicht häufiger als sonst, ich habe nur vier Blutbilder aus der Zeit. Trotzdem verbrachte ich mehr als genug Zeit bei Ärzten, denn im 2. Ultraschall-Screening wurde eine Wachstumsverzögerung festgestellt, wohl durch eine schlechte Durchblutung der Plazenta. Ab da musste ich ständig zum Ultraschall, abwechselnd bei meiner Frauenärztin und in der Klinik. Zwischendurch immer noch zum CTG, was aber immer „top“ aussah.

Nach ein bisschen Eigeninitiative habe ich etwa zwei Monate vor der Geburt angefangen, Heparin zu spritzen, in der Hoffnung, dass das die Durchblutung verbessert. Etwa zur selben Zeit kam auch noch eine Schwangerschaftscholestase dazu, ein Stau der Gallensäuren, der einerseits zu starkem Juckreiz führt, aber auch das Risiko für Fehlgeburten erhöht. Der Juckreiz konnte zum Glück durch Gallensalze in Tablettenform gelindert werden, aber wegen des Fehlgeburtsrisikos sollte die Entbindung vorzeitig eingeleitet werden.

Beim letzten Ultraschall bei meiner Frauenärztin war dann kaum noch Fruchtwasser vorhanden, so dass auch sie meinte, jetzt können wir nicht mehr warten. Wir haben uns gemeinsam für einen Kaiserschnitt entschieden und ein paar Tage später war es soweit – meine Tochter kam reif, aber mit einem Gewicht von nur 1.800 Gramm zur Welt. Nach fünf Tagen im Brutkasten und weiteren fünf im Wärmebettchen hatte sie die zwei Kilogramm geknackt und wir konnten nach Hause.

Alles in allem ging es mir, trotz des Stresses und einiger Sorgen, körperlich gut in der Schwangerschaft – mir war keinen Tag übel, und bis drei Wochen vor der Geburt habe ich Vollzeit gearbeitet.

Nach der Geburt

Die Thrombozyten, am Ende der Schwangerschaft im Normbereich wegen des größeren Blutvolumens (ein Verdünnungseffekt), stiegen rasant an und ich bekam wieder Migräne – sicherlich auch durch den Schlafmangel. Die Interferondosis wurde erhöht, was aber wohl ein Fehler war, denn psychisch hat es mir nicht gutgetan. Meine Tochter allerdings hat sich prächtig entwickelt und hatte schon bei der U4 den Gewichts-Normbereich erreicht. Heute ist sie ein normaler Teenager, und ich bin sehr froh, dass niemand versucht hat, mir den Kinderwunsch auszureden 🙂