Was sind thromboembolische Ereignisse und wie äußern sie sich?
Bei thromboembolischen Ereignissen kommt es zum Verschluss eines Blutgefäßes infolge eines Blutgerinnsels (Thrombus). Das umliegende Gewebe wird fortan nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt und stirbt ab.
Besonders gefährlich ist ein Weiterwandern des Thrombus über die Blutbahn, was zu Schädigungen von Organen (Herz, Lunge etc.) führen kann.
Bei der MPN steigert vor allem die Vermehrung der Erythrozyten und Thrombozyten („Zähflüssigkeit“ des Blutes) das Risiko für Thrombosen und Embolien.
Speziell in der Behandlung der PV ist daher die engmaschige Kontrolle des Hämatokrits von entscheidender Bedeutung.
Neuere Studien haben gezeigt, dass auch erhöhte Leukozytenwerte die Entstehung von Thrombosen begünstigen können.
Sind zusätzlich zur MPN eine genetische Disposition für Thrombosen, ein genetischer Mangel an Protein C, Protein S oder eine Genmutation an „Faktor V Leiden“ bekannt, können das weitere Ursachen darstellen und sollten in eine Therapieentscheidung einbezogen werden.
Schwerwiegende Komplikationen aufgrund der bei MPN gesteigerten Thrombose- bzw. Emboliegefahr:
Pfortader- und Milzvenenthrombose
mögliche Symptome
- starke abdominelle Beschwerden (Schmerzen im Oberbauch)
- druckschmerzhafte Hepatomegalie (Vergrößerung der Leber)
- Bluterbrechen
- Schwarzer Stuhl (sog. Teerstuhl)
- Übelkeit
Thrombose der Lebervenen (Budd-Chiari-Syndrom)
mögliche Symptome bei einem akuten Verschluss
- Erschöpfung
- Schmerzen im rechten Oberbauch
- Übelkeit
- Erbrechen
- leichter Ikterus (Gelbfärbung der Haut, Schleimhäute),
- druckschmerzhafte Hepatomegalie (Vergrößerung der Leber)
- Aszites (Ansammlung von Flüssigkeit im Bauchraum)
Sinusvenenthrombose (Verstopfung eines der großen venösen Blutgefäße im Gehirn)
tiefe Beinvenenthrombose
Leider werden insbesondere die gefährlicheren Thrombosen in den tiefen Beinvenen in etwa einem Drittel aller Fälle gar nicht bemerkt. Es gibt typische mögliche Symptome, die man ernst nehmen sollte:
- Schwellung, Wärme- und Schweregefühl im betroffenen Körperteil
- gerötete und gespannte ggf. glänzende Haut, eventuell Blaufärbung
- Spannungsgefühl und muskelkaterartige Schmerzen in Fuß, Wade und Kniekehle, die bei Hochlagerung nachlassen
- evtl. Fieber
Herzinfarkt
mögliche Symptome
- starke Schmerzen hinter dem Brustbein, oft mit Ausstrahlung in den linken Arm, die Schulter, den Unterkiefer oder den Oberbauch.
- Todesangst
- blass-graues Gesicht
- Schwäche
Schlaganfall
mögliche Symptome
- Sehstörungen
- Sprach- und Sprachverständnisstörungen
- Lähmungen und Taubheitsgefühle
- Schwindel mit Gangunsicherheit
- sehr starke Kopfschmerzen
Lungenembolie
mögliche Symptome
- plötzliche Atemnot
- Brustschmerzen
- blutiger Husten
- Schwindel
- Benommenheit und Herzrasen
Durchblutungsstörungen der Milz bis hin zum Milzinfarkt (Gefäßverschluss)
mögliche Symptome
- akute, starke Schmerzen im linken Oberbauch ggf. mit Ausstrahlung in die linke Schulter
- Fieber
- Übelkeit,
- Erbrechen
TIA (Transitorisch ischämische Attacke, dies bedeutet eine vorübergehende Schlaganfallsymptomatik)
Eine transitorische ischämische Attacke (TIA) ist eine vorübergehende Durchblutungsstörung des Gehirns. Vorübergehend heißt, dass die Symptome nicht länger als 24 Stunden anhalten.
Typische mögliche Symptome einer TIA sind:
- Sehstörungen
- Sprachstörungen
- (halbseitige) Lähmungserscheinungen
- Schwindel
- Gangunsicherheit
Da ein Schlaganfall im Akutfall nicht von einer TIA zu unterscheiden ist und TIAs zudem häufig im Vorfeld eines „richtigen“ Schlaganfalls auftreten, ist bei diesen Symptomen besondere Vorsicht angeraten.
Weniger schwerwiegende oberflächliche Venenthrombose (Venenentzündungen z. B. durch Krampfadern)
Im Gegensatz zu den tiefen Venenthrombosen sind oberflächliche Thrombosen (Venenentzündungen z. B. durch Krampfadern) harmlos, weil hier nicht die Gefahr besteht, dass ein Blutpfropf in die Blutbahn gelangen kann. Diese Thrombosen zeigen in der Regel typische Symptome eines entzündlichen Prozesses.
Mögliche Symptome einer oberflächlichen Venenthrombose
- Rötung über der betroffenen Vene und meist ebenso flächig im umliegenden Areal
- Schwellung und Ausbildung eines harten Stranges im Verlauf der Vene
- Schmerzen, die beim Betasten meist deutlich zunehmen
- Wärme- oder Hitzegefühl
Wichtig zu wissen:
- Bei stärkeren oder anhaltenden Symptomen, die auf eine TIA oder einen Schlaganfall hindeuten, sollte man möglichst direkt in einem Krankenhaus mit einer Schlaganfall-Akutstation (Stroke Unit) vorstellig werden, weil dort im Zweifel die besten Behandlungsmöglichkeiten bestehen, um bleibenden Schäden vorzubeugen bzw. entgegenzuwirken.
- Eine schnellstmögliche Diagnose mittels bildgebender Verfahren (MRT, DopplerSonografie, CT etc.) und eine unverzügliche Behandlung sind bei allen angeführten lebensbedrohlichen Komplikationen indiziert.